Ein Standardwerk zum Thema Demenz, das Perspektiven aufzeigt
Mai. 2016Psychische Gesundheit
Neue Publikation. Demenz – die neue Volkskrankheit – verunsichert zutiefst. Die regelmässigen Meldungen von neuen, endlich wirksamen Medikamenten, wecken Hoffnung auf den medizinischen Durchbruch – doch nach wie vor gibt es keinen Wirkstoff, der diese Krankheit heilen kann. Es ist deshalb an der Zeit, den vielen direkt und indirekt Betroffenen auf fundierte Basis zu zeigen, was tatsächlich hilft.
Plötzlich funktionieren alltägliche Dinge nicht mehr wie gewohnt. Die Veränderungen nehmen nicht nur die Betroffenen wahr, sondern auch das nahe und weitere Umfeld. Schamgefühle plagen Betroffene, oft auch ihre Angehörigen. «Leide ich an Demenz?» lautet die drängende Frage, vor deren Beantwortung man sich zugleich enorm fürchtet. Abklärungen werden deshalb viel zu lange hinausgezögert. Denn ist die Diagnose erst einmal gestellt, so die Leitende Ärztin der Memory-Klinik Dr. Irene Bopp-Kistler, kann sich die Symptomatik sogar verbessern.
Was kann die Gesellschaft dazu beitragen, damit die Demenzerkrankten besser am Leben teilnehmen können?
Bettina Ugolini, dipl. Pflegefachfrau und Diplompsychologin, fordert beispielsweise auf, «die Demenz nicht mehr nur als neurologische Erkrankung zu sehen, sondern sie vielmehr als eine neue gesamtgesellschaftliche Herausforderung anzuerkennen, aus deren Verantwortung sich weder der Staat noch die Familien, noch jeder Einzelne von uns stehlen kann». Es braucht mehr Hintergrundinformationen über die Ursachen und Therapieformen der Krankheit in der Bevölkerung, um den Betroffenen und deren Angehörigen respektvoll begegnen zu können. Sind Respekt und Würde gewährleistet, wirkt sich das ebenfalls positiv auf die Lebensqualität aus. Einen starken Einfluss auf die Lebensqualität haben auch kreative Tätigkeiten wie Tanzen oder Malen. Gemäss der Regisseurin für Inklusives Theater, Christine Vogt, sind Menschen mit einer schweren Demenz immer noch empfänglich für verschiedene sinnliche Reize, die den früheren Gefühlszustand reaktivieren können. Es gibt bereits Angebote wie das Tanzcafé oder Theatergruppen, die die Kreativität fördern, dennoch gibt es noch grossen Entwicklungsbedarf.
Das neue Buch «demenz.» soll laut Herausgeberin Irene Bopp-Kistler die «Vielschichtigkeit der Demenz auf den Punkt bringen». Dies gelingt anhand von 62 verschiedenen Perspektiven, die im Buch vertreten sind. Nicht nur Fachkräfte aus der Medizin oder Theologie bringen ihr Wissen ein, auch Aspekte aus der Küche oder dem Theater erweitern die Sicht, sodass wichtige Wege aufgezeigt werden, wie wir besser mit der Demenz leben können.
Irene Bopp-Kistler (Hg.) | «demenz. Fakten Geschichten Perspektiven» | 656 Seiten, Hardcover | ISBN 978-3-907625-90-3 | CHF 44.00